Arbeitsschutz

Sicherheitskultur: Das A und O für erfolgreichen Arbeitsschutz

7 grundlegende Fakten sowie praktische Tipps zum Aufbau einer robusten und belastbaren Sicherheitskultur

6 Minuten09.01.2023

Was genau verbirgt sich hinter dem abstrakten Begriff „Sicherheitskultur“? Und wie lässt sie sich im Unternehmen entwickeln und etablieren? Die wichtigsten Fakten, sowie Tipps und weiterführende Artikel, Whitepaper und Webinare zur Thematik finden Sie auf dieser Seite. Durch Klick auf einen der 7 Fakten navigieren Sie zielgerichtet durch den Inhalt:

Fakt #1: Jedes Unternehmen hat eine Sicherheitskultur

Fakt #2: Die Sicherheitskultur entwickelt sich Stufe für Stufe

Fakt #3: Auf die Führungskräfte kommt es an

Fakt #4: Beteiligung kann Berge versetzen

Fakt #5: Entlastung und schlanke Prozesse ebnen den Weg

Fakt #6: Ohne Ziele kein messbarer Erfolg

Fakt #7: Was ist der Vorteil einer Sicherheitskultur?

Definition: Was ist eine Sicherheitskultur?

Die Sicherheitskultur in Ihrem Unternehmen ist die Summe der gemeinsamen Einstellungen, Überzeugungen, Wahrnehmungen, Ansichten und Werte der Mitarbeitenden im Hinblick auf die Sicherheit in allen Bereichen. Sie bestimmt, welchen Stellenwert das Thema Arbeitsschutz besitzt und wie es im Arbeitsalltag wahrgenommen und gelebt wird. Je ausgeprägter die Sicherheitskultur, umso stärker ist auch das vorausschauende Denken und sichere Verhalten des Personals.

Fakt #1: Jedes Unternehmen hat eine Sicherheitskultur

Erfolgsentscheidend ist nicht, ob Sie eine Sicherheitskultur haben, denn jedes Unternehmen hat (irgend-)eine Sicherheitskultur. Diese kann mitunter rudimentär sein oder sich durch mangelnde Verantwortungsübernahme seitens der Führungskräfte oder Ignoranz der Belegschaft auszeichnen. Alles, was im Arbeitsschutz passiert oder nicht passiert, zeichnet Ihre Sicherheitskultur aus. Nur eine robuste und belastbare Sicherheitskultur bringt Ihr Unternehmen voran. Sie schützt die Mitarbeitenden, sorgt für handlungsfähige und zufriedene Fach- und Führungskräfte und fördert die Motivation. Die Etablierung einer solchen Kultur ist der Schlüssel, um Unfälle zu verhindern, Fehlzeiten zu reduzieren und Produktionsverluste und Prozessstörungen zu vermindern.

Fakt #2: Die Sicherheitskultur entwickelt sich Stufe für Stufe

Denken Sie bitte kurz an Ihre Grundschulzeit zurück. Sind Sie nach der ersten Klasse direkt auf die weiterführende Schule gegangen? Natürlich nicht. Ein solches Vorgehen wäre nicht zielführend. Im Gegenteil.

Um eine ausgeprägte und belastbare Sicherheitskultur zu etablieren, ist es entscheidend, dass Sie zunächst beurteilen, auf welcher Stufe sie rangiert. Anschließend können Sie Maßnahmen ergreifen, die Sie zur nächsten (nicht zur übernächsten) Stufe bringen. Ein bekanntes Modell zur Definition des Status quos und zur Verbesserung der Sicherheitskultur ist die Bradley-Kurve: Auf der Bradley-Kurve sind 4 Stufen der Sicherheitskultur abgebildet, auf denen sich ein Unternehmen befinden und weiterentwickeln kann. Auf der ersten Stufe befinden sich jene Unternehmen mit großer Unfallhäufigkeit. Dem gegenüber steht die vierte Stufe mit Unternehmen, die nur wenige oder überhaupt keine Unfallereignisse zu beklagen haben. Dazwischen liegen entsprechende Abstufungen. Jede Stufe wird durch eine Verhaltensgrundlage im Arbeitsschutz charakterisiert. Dahinter verbirgt sich die Frage: Was ist die Basis, worauf bauen wir, wenn es darum geht, Unfälle zu vermeiden – auf Instinkte, Regeln und Überwachung, Eigenverantwortung oder Gruppenverantwortung?

Fakt #3: Auf die Führungskräfte kommt es an

Einer der wichtigsten Erfolgsgaranten für eine robuste und belastbare Sicherheitskultur: die Vorbildfunktion. Vor allem Führungskräfte müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein und sie durchweg leben. Und zwar jeden Tag. Erst dann wird die Sicherheitskultur flächendeckend Wurzeln schlagen und von allen Mitarbeitenden getragen. Die Eigenverpflichtung des Managements muss für alle Mitarbeitenden im Unternehmen sichtbar sein. Sie spiegelt sich aber nicht nur im vorbildlichen Handeln wider. Eine wahrnehmbare Eigenverpflichtung zeigt sich auch in aktiven Sicherheitsgesprächen, HSE-Aktionen, der Teilnahme an Audits sowie in Investitionen in den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

Fakt #4: Beteiligung kann Berge versetzen

Stellen Sie sich vor, Sie sind zu einem Vortrag eingeladen. Hinzugehen und dem Referenten zu lauschen, ist keine große Sache. Und seien wir ehrlich: Viele der Inhalte gehen zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ganz anders sieht es aber aus, wenn man den Vortrag selbst vorbereiten und vor Publikum halten muss. Beim Aufbau einer robusten und belastbaren Sicherheitskultur verhält es sich nicht anders: Mitarbeitende müssen aktiv in die Sicherheitsarbeit eingebunden werden, z. B. bei der Erarbeitung von Sicherheitsregeln und Standards sowie bei der Planung und Durchführung von Sicherheitsbegehungen und Audits.

Fakt #5: Entlastung und schlanke Prozesse ebnen den Weg

Weniger ist mehr: Entscheidend ist, Mitarbeitende nicht zu überfordern. Es macht keinen Sinn, Hunderte Vorgaben und Initiativen aus dem Hut zu zaubern und sie jede Woche um unzählige weitere zu ergänzen. Die Maßnahmen rund um die Sicherheitsarbeit sollten unkompliziert, zielgerichtet und nachvollziehbar sein. Genauso wie die einzelnen Prozesse. Letztere müssen entsprechend den Standortregeln und gesetzlichen Sicherheitsstandards angepasst werden und einheitliche Handlungsvorgaben schaffen. Auf diese Weise wird das Thema Sicherheit leicht verständlich gestaltet und lässt sich mühelos verinnerlichen.

Nicht nur die Mitarbeitenden, auch Fachkräfte und HSE-Manager brauchen Entlastung, um modernen Arbeitsschutz umzusetzen. Ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist eine effiziente Arbeit nur noch software-unterstützt denkbar. HSE-Software vereinfacht Arbeitsschutzprozesse z. B. durch Automatisierungen im Incident Management oder bei der Aktualisierung von Rechtsregistern und Sicherheitsdatenblättern. Eine Software kann sämtliche Aufgaben im Arbeitsschutz transparent darstellen und mit zuständigen Personen – Mitarbeitern, Führungskräften, Fachkräften, Auditoren oder der Geschäftsführung – verbinden. Bürokratische Prozesse wie Auswertungen und Berichte lassen sich in der Regel mit wenigen Klicks erstellen.

 

Fakt #6: Ohne Ziele kein messbarer Erfolg

Oft bekommt man zu hören: Der Weg ist das Ziel. Daran mag einiges richtig sein. Doch wenn nicht definiert ist, wohin die Reise geht, besteht die Gefahr, auf der Stelle zu treten. Sich klare Ziele zu setzen, gehört daher zu den entscheidenden Instrumenten beim Aufbau einer robusten und belastbaren Sicherheitskultur. Am Anfang kann sich das Unternehmen vornehmen, die Anzahl der Unfälle um einen bestimmten Prozentsatz zu reduzieren. Später besteht die Möglichkeit, sich modernere Ziele zu setzen, etwa die Erhöhung der Meldungen oder der Anzahl von sicherem Verhalten und Sicherheitsgesprächen.

Weitere mögliche Ziele sind z. B. Verringerung der psychischen Belastungen, Verbesserung der ergonomischen Arbeitsweise, Reduktion der Lärmbelastung, Optimierung der Kommunikation im Bereich Arbeitssicherheit, positivere Wahrnehmung des Arbeitsschutzes, stärkere Beteiligung der Mitarbeitenden

Ganz gleich, welche Ziele sich das Unternehmen setzt. Um sie mit Nachdruck verfolgen und am Ende erreichen zu können, ist eine systematische Vorgehensweise nötig. Zunächst beleuchten die Verantwortlichen die jeweiligen Prozesse und erfassen, dokumentieren und analysieren die Ereignisse. Auf Basis der Daten lassen sich dann klare Ziele formulieren und passende Maßnahmen ableiten. Sobald sich dieses Vorgehen als fester Bestandteil der Sicherheitskultur etabliert hat, kann das Unternehmen einen Schritt weiter gehen.

 

Fakt #7: Was ist der Vorteil einer Sicherheitskultur?

Eine robuste und belastbare Sicherheitskultur bringt Ihrem Unternehmen viele Vorteile. Unter anderem:

  • starker Schutz der Mitarbeitenden

  • gesunde und motivierte Arbeitskräfte

  • verbesserter Teamgeist

  • messbar weniger Unfälle

  • Reduktion verletzungsbedingter Ausfälle

  • Schutz von Anlagen und Maschinen

  • reduzierte Produktionsverluste

  • weniger Prozessstörungen

  • verbesserte Abläufe

  • mehr Effizienz und Produktivität

Fazit

Eine robuste und belastbare Sicherheitskultur ist die Seele erfolgreicher Sicherheitsarbeit. Sie ist unabdingbar, um alle Mitarbeitenden nachhaltig zu einem sicheren Verhalten zu bewegen und Unfälle zu vermeiden. Die Entwicklung der Sicherheitskultur erfolgt Stufe für Stufe. Dabei stehen den Verantwortlichen zahlreiche Instrumente zur Verfügung, deren Einsatz und Umfang vom Fortschritt auf der Bradley-Kurve abhängig ist. Durch die Kombination dieser Instrumente sowie durch ein sukzessives Vorgehen führen sie die Sicherheitskultur immer weiter nach vorne – und Ihr Unternehmen zum Erfolg.

 

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