Umwelt & Nachhaltigkeit

ESG-Kriterien und Reporting

Nachhaltigkeitsperformance als Grundlage für Vertrauen und verantwortungsvolle Investments

7 Minuten09.06.2022

Weltweit hat sich in den letzten Jahren ein starkes Bewusstsein für eine zukunftsorientierte Perspektive entwickelt, insbesondere in Bezug auf die Industrie und ihre Produktionsprozesse. Klimaschutzabkommen, Arbeitsschutzverordnungen und das Lieferkettengesetz zeugen davon, dass der Druck, verantwortungsvoll zu handeln, auch in der Schweiz in allen Bereichen steigt. Nicht zuletzt deshalb hat sich im Finanzsektor die Klassifizierung nach ESG-Kriterien für nachhaltige Investments durchgesetzt. Besonders durch die Sensibilisierung der Gesellschaft für Nachhaltigkeit, ein höheres Umweltbewusstsein und die stärkere Wahrnehmung globaler Verantwortung ist das Interesse nach Anlagemöglichkeiten, die den ESG-Kriterien entsprechen, sichtbar gewachsen. Ein einheitliches ESG-Klassifizierungssystem bietet damit das Potenzial, die Grundlage für soziale und ökologische Investments zu schaffen und gleichzeitig Anreize für Unternehmen zu setzen, diese Kriterien zu erfüllen - und so einen Teil zu einer verantwortungsvollen Zukunft beizusteuern. Ein einheitliches ESG-Klassifizierungssystem bietet damit das Potenzial, die Grundlage für soziale und ökologische Investments zu schaffen und gleichzeitig Anreize für Unternehmen zu setzen, diese Kriterien zu erfüllen und so einen Teil zu einer verantwortungsvollen Zukunft beizusteuern.

ESG: Wofür es steht und was es bedeutet

Die AbkürzungESGsteht für Environment, Social und Governance, d.h. Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und umfasst die Verantwortungsbereiche von Unternehmen, in denen nach besonderen Kriterien nachhaltig gearbeitet und gewirtschaftet werden soll. ESG-Kriterien und die von ihnen abgeleiteten Kennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) stellen im Finanzbereich gleichzeitig Anlagekriterien dar, die von Investoren berücksichtigt werden, um ein möglichst nachhaltiges Investment zu garantieren.

ESG und CSR im Nachhaltigkeitsmanagement

Nachhaltigkeitsmanagement umfasst Strategien und Maßnahmen, wie Unternehmen zum Erfolg der UN-Agenda für Nachhaltige Entwicklung und den Sustainable Development Goals (SDGs) beitragen können. Insbesondere zwei Begriffe tauchen in diesem Zusammenhang häufig auf: CSR (Corporate Social Responsibility) und ESG (Environmental, Social, and Governance). Beide Begriffe beziehen sich auf die Verantwortung von Unternehmen. Beide Begriffe sind zwar miteinander verbunden, aber nicht dasselbe. Während sich hinter dem Kürzel CSR ein eher normatives Konzept verbirgt, dass Unternehmen in ethischer Hinsicht für ihr soziales Engagement zur Rechenschaft zieht, hilft ESG dabei, diese Anstrengungen zu messen oder zu quantifizieren. ESG bezieht sich vorrangig auf die Nachhaltigkeitsbewertung von börsennotierten Unternehmen im Bereich Green Finance und nachhaltigen Kapitalanlagen, wird in letzter Zeit aber auch auf das Nachhaltigkeitsmanagement insgesamt bezogen.

Was sind ESG-Kriterien?

Genauer gesagt werden mit ESG die Anlagekriterien für Produkte der Finanzbranche festgelegt, mit denen ihre Nachhaltigkeit überprüft werden kann. Diese Kriterien haben sich mittlerweile zu einer Art Standard für nachhaltige Investments entwickelt. Noch existiert kein allgemeingültiges Qualifizierungssystem, weshalb unterschiedliche Systeme parallel in der Nutzung sind. Eine Vereinheitlichung der Kriterien ist aber bereits absehbar: Bereits seit 2006 gibt es eine Initiative der UN, die Principles of Responsible Investment, die sechs Prinzipien für nachhaltige Investments formuliert. Die EU hat 2020 zusätzlich mit der “EU taxonomy for sustainable activities” und dazu passend im April 2021 mit ihrem EU Taxonomy Climate Delegated Act erste Initiativen verabschiedet, mit denen das Ziel, ein europaweites und einheitliches System für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, erreicht werden soll. 

Eines der häufigsten Kriterien in Bezug auf den Aspekt “Environment” ist beispielsweise der Einfluss auf das Klima, beziehungsweise positive Effekte für den Klimaschutz. Der Aspekt “Social” rückt währenddessen den Arbeitsschutz mehr in den Vordergrund, während im Bereich “Governance” durch das neue Gesetz die Lieferketten im Fokus stehen. Es besteht jedoch keine Pflicht ein bestimmtes oder mehrere Kriterien zugleich erfüllen zu müssen. Feste, allgemeingültige ESG-Kriterien wurde bisher noch nicht formuliert, daher können sie je nach Branche abweichen. Je nach Anwendungsbereich werden außerdem unterschiedliche ESG-Kennzahlen betrachtet. 

ESG auf einen Blick

 

Environment

Bedeutung

Verwendete Kriterien

  • Umwelt schützen
  • Ressourcen sparen
  • erneuerbare Energien nutzen
  • zukunftsbewusstes Arbeiten
  • Klimaschutz
  • Ressourcen-management
  • Wasser-  management
  • Energie-/ Emissions-management
  • Gebäude-management

Social

Bedeutung

Verwendete Kriterien

  • Achtung der Menschenrechte/ -würde
  • Verbot von Kinder-/ Zwangsarbeit
  • Verantwortung für das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden
  • Arbeitssicherheit/ -schutz
  • Gesundheit
  • Weiterbildung der Arbeitnehmenden
  • Lieferketten-kontrolle
  • inter-/nationale Zusammenarbeit

Governance 

BedeutungVerwendete Kriterien
  • Verantwortung gegenüber der Gesellschaft
  • ethisch-moralische Unternehmensführung
  • Bekämpfung von Korruption/ wettbewerbs- widrigem Verhalten
  • Compliance
  • Aufsichts-/ Führungs-/  Kontrollstrukturen
  • Reputations- management
  • Diversity

 

Warum ist ESG so wichtig für Unternehmen?

Im Zusammenhang mit aktuellen Entwicklungen auf EU-Ebene ist zu erwähnen, dass der regulative Druck auf Unternehmen zunehmen wird. Mit der Taxonomie für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten der Europäischen Union, die derzeit verhandelt wird, entsteht ein Rahmenwerk, mit dem bestimmt werden soll, ob und in welchem Ausmaß bestimmte Wirtschaftstätigkeiten als (ökologisch) nachhaltig einzustufen sind. Außerdem werden Finanzmarktteilnehmer wie Investmentfonds, die nachhaltige Finanzprodukte vermarkten wollen, verpflichtet, über den Anteil an (ökologisch) nachhaltigen Investitionen im Portfolio zu berichten. Künftig müssen Unternehmen, die zur nicht-finanziellen Berichterstattung entsprechend der EU-Richtlinie 2014/95/EU („CSR-Richtlinie“)verpflichtet sind, Angaben darüber machen, inwieweit die Unternehmenstätigkeiten mit ökologisch nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind. Ein dritter Aspekt ist die Sustainable Product Initiative (SPI) der Europäischen Kommission, die aktuell erarbeitet wird. Mit der „Substantiating Green Claims“- Initiative werden Unternehmen künftig mit der einheitlichen Methode des Product Environmental Footprints (PEF) ihre Aussagen zur Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte quantitativ unterlegen müssen. Es kann erwartet werden, dass die seit 2005 geltenden Öko-Design-Richtlinien auf weitere Produktgruppen ausgedehnt werden und erweiterte Anforderungen an die Verlängerung der Lebensdauer, Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit und Recyclierbarkeit gestellt werden. Mittels digitaler Produktpässe, sollen alle wichtige Informationen zur Materialzusammensetzung und zur Wiederverwendbarkeit und Recyklierbarkeit zusammengestellt und weiterverarbeitet werden. 

Ob und welchen Zugang Unternehmen zum Kapitalmarkt erhalten, wird in Zukunft immer stärker von ihrer ESG-Performance abhängen    

Kritik an bisherigen ESG-Kriterien

Ein einheitliches Klassifizierungssystem und mehr Transparenz sind unbedingt nötig, um einem der zentralen Kritikpunkte der bisher bestehenden Kriterien zu begegnen. Da im Moment für unterschiedliche Branchen verschiedene KPIs verwendet werden können, gibt es Nachhaltigkeits-Ratingagenturen, die beauftragt werden, Wertungen nur für bestimmte Aspekte zu erstellen. Durch dieses Auftragssystem kommt es zu Interessenskonflikten.

Mit den erstellten Best-in-Class-Ratings können sich Unternehmen in ihrer Branche mit anderen Anbietern vergleichen und dabei nach frei bestimmbaren ESG-Kriterien besonders gut abschneiden. Da Aspekte aus anderen Verantwortungsbereichen überhaupt nicht berücksichtigt werden müssen, kann sich ein Unternehmen als vorbildliches soziales und ökologisch verantwortungsvolles Unternehmen seiner Branche präsentieren, obwohl es insgesamt betrachtet nicht sehr nachhaltig arbeitet. Somit wird am jetzigen System kritisiert, dass es Greenwashing ermögliche.

ESG und Arbeitsschutz: Einblicke in den Safety Management Trend Report 2022

Die Berücksichtigung der ESG-Kriterien hängt eng mit der Arbeit der HSE-Fachkräfte zusammen: Die Überschneidungen reichen dabei von einer generell nachhaltigen Arbeitsweise bis hin zur Verantwortlichkeit für die Einhaltung von Schutz Maßnahmen für Mensch und Umwelt über den gesamten Produktionsprozess. Auf unterschiedlichen politischen Ebenen wurden und werden die Sorgfaltspflichten für Unternehmen auch langfristig stärker auf die Lieferkette übertragen, was die Relevanz von integrierten HSE-Strategien für den Unternehmenserfolg kontinuierlich erhöhen wird.

Eine Umfrage unter 500 Fach- und Führungskräften im Safety Management Trend Report 2022 unterstreicht die Bedeutung der ESG Kriterien im Arbeitsschutz: 

Während lediglich 18 Prozent der Befragten noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen sind, vermutet bereits ein Großteil der Fach- und Führungskräfte , dass die ESG-Kriterien in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen und ausschlaggebend für Investitionen in besseren Arbeitsschutz sein werden. In fast 30 Prozent der Unternehmen ist dies keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits gelebter Alltag. 

Die Umfrage wird durch die Meinung von 8 internationalen Expertinnen und Experten ergänzt. Diese sehen die steigende Bedeutung der ESG-Kriterien als wichtige Chance für die Entwicklung und Relevanz des Arbeitsschutzes. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels sehen einige Experten die Unternehmen in der Pflicht, die ESG-Kriterien umzusetzen. Die Veränderungen, die diese hervorrufen, bringen dabei neue Risiken und Gefährdungspotentiale mit sich, auf die die Unternehmen reagieren müssen. Einerseits natürlich aufgrund der CSR, andererseits auch in Bezug auf die Verantwortung für die eigenen Angestellten. 

Meiner Meinung nach sind die ESG-Kriterien eine große Chance für den Arbeitsschutz. Eine Organisation, die glaubwürdige und nachhaltige Ergebnisse erzielen will, muss notwendigerweise die Aspekte der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz integrieren, und zwar noch mehr, als es aktuell gemacht wird. Die eigene Arbeitsweise muss in jedem Sinne nachhaltig sein, sonst kommen wir nicht weiter.

Antonio Terracina

Software für ESG-Reporting

Für Unternehmen, die von den neuen ESG-Klassifizierungen profitieren wollen, stellt sich die Frage, wie sie ESG-Vorgaben umsetzen und deren Performance messen können. Das ist einerseits sinnvoll, da das Interesse an ESG-konformen Investments steigt, Investoren aktiv nach solchen Möglichkeiten suchen und Unternehmen sonst wertvolle Investments entgehen. Andererseits profitiert das gesamte Unternehmen von Verbesserungen, beispielsweise im Arbeitsschutz oder in Bezug auf Umweltstandards. Um die Umsetzung der ESG-Kriterien transparent und nachverfolgbar darzustellen, bietet sich eine Software an, die das Reporting aller relevanten Indikatoren der drei Verantwortungsbereiche Environment, Social und Governance übernehmen kann. Eine zentrale Software, mit der die Informationen verwaltet und Workflows automatisiert werden können, unterstützt und vereinfacht das Reporting und verhilft damit an sich bereits für mehr Nachhaltigkeit in der Produktion. So können Unternehmen das Reporting der ESG-Kriterien leicht integrieren und ihre Performance überwachen

Investition in Arbeitsschutz- und Umweltstandards

Sie möchten Arbeitsschutz und Umweltstandards in ihrem Unternehmen verbessern? Warum sich eine solche Investition lohnt und wie Sie Ihren Return on Investment berechnen, erfahren Sie im Beitrag "HSE – Investment Case"

Jetzt lesen

Das Wichtigste im Überblick

  • einheitliche ESG-Kriterien werden in den nächsten Jahren eingeführt

  • ESG-Kriterien helfen dabei, größere Transparenz und mehr Nachhaltigkeit zu schaffen

  • Unternehmen, die ökologisch und sozial verantwortlich arbeiten, können sich attraktiver positionieren

  • Ob und welchen Zugang Unternehmen zum Kapitalmarkt erhalten, wird in Zukunft immer stärker von ihrer ESG-Performance abhängen

  • Software erleichtert die Integration und das Reporting von Nachhaltigkeits-/ESG-Kriterien

 

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