Arbeitsschutz, Digitalisierung

Künstliche Intelligenz im Arbeitsschutz

Von Chatbots bis zur Prädiktiven Instandhaltung: So bringt KI den Arbeitsschutz auf ein neues Level

8 Minuten24.07.2023

Warum sollten Sie in puncto Arbeitssicherheit auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen? Weil KI-Lösungen viele der Disziplinen beherrschen, auf die es beim Arbeitsschutz ankommt: das Sammeln, Ordnen und Auswerten von großen Datenmengen, das Bereitstellen und Aufarbeiten von Informationen aus z. B. Gesetzestexten, das Simulieren von Situationen und das Überwachen von Prozessen und Anlagen.

Was genau ist KI? Künstliche Intelligenz (KI) bezieht sich auf die Entwicklung von Computern oder Maschinen, die in der Lage sind, Aufgaben auszuführen, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern würden. Somit kommt Künstliche Intelligenz im Bereich Arbeitsschutz in verschiedenen Formen zum Einsatz. Klicken Sie durch das Verzeichnis, um zu den jeweiligen Bereichen zu gelangen:

Chatbots im Arbeitsschutz

KI im Risikomanagement

Prädiktive Instandhaltung.

Video-Monitoring

KI für die Vorbereitung von Schulungen und Unterweisungen

Disclaimer

Dieser Text wurde nicht von einer Künstlichen Intelligenz verfasst. Genutzt wurde KI lediglich für die gezielte Suche und Auswertung von relevanten Informationen. Denn insbesondere beim Arbeitsschutz gilt: KI-Lösungen sollten zwar nicht ans Steuer – doch auf dem Beifahrersitz sind sie herzlich willkommen. Als Co-Pilot können sie Verantwortlichen im Arbeitsschutz jede Menge Unterstützung bieten.

Chatbots im Arbeitsschutz

Chatbots haben in der jüngsten Vergangenheit eine gewaltige Entwicklung erfahren. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist Chat GPT – eine KI-Anwendung, die erstaunliche sprachliche Fähigkeiten an den Tag legt. Diese Künstliche Intelligenz kann Verantwortliche im Arbeitsschutz unterstützen, indem Sie gezielte Fragen beantwortet, selbstständig Texte kreieret, Fachbeiträge zusammenfasst und sogar Anregungen und Ideen für gezielte Maßnahmen liefert.

Achtung: Die Informationen, mit denen Chat GPT bei seiner Entwicklung gefüttert wurde, reichen bislang nur bis zum Jahr 2021. Brandneue Entwicklungen – auch aus dem Arbeitsschutz – kennt die Künstliche Intelligenz somit nicht. Es kann also durchaus passieren, dass der Chatbot Informationen liefert, die nicht den Tatsachen entsprechen. Die Entwickler sprechen dabei vom „Halluzinieren“. Daher ist es wichtig, die Auskünfte von Chat GPT stets zu überprüfen.

Dennoch: Die Möglichkeiten, die die heutigen Chatbots in der Arbeitssicherheit eröffnen, sind revolutionär. Künstliche Intelligenz im Arbeitsschutz kann Ihnen die unterschiedlichsten Aufgaben vereinfachen und dafür sorgen, die Prozesseffizienz erheblich zu steigern. Besonders deutlich wird das an folgenden zwei Beispielen:

Zusammenfassung und Vereinfachung von Gesetzestexten

Im Arbeitsschutz sind viele Regelwerke, Vorschriften und Gesetzestexte nicht nur lang, sondern häufig auch schwer verständlich. Künstliche Intelligenz in Form von Chatbots kann dabei Abhilfe schaffen.

Öffnen Sie den Chatbot, schreiben Sie zunächst „Bitte fasse folgendes Regelwerk in einfacher Sprache zusammen“, dann kopieren Sie den Text des gewünschten Regelwerks aus dem Arbeitsschutz in das Eingabefeld. Mit ChatGPT-4 lassen sich auf diese Weise bereits bis zu 50 Seiten verarbeiten. Nach dem drücken der Enter-Taster, folgt das gewünschte Ergebnis in Sekunden.

Sie können die gelieferten Inhalte zum Beispiel als Grundlage für Mitarbeiterinformation oder für Präsentationen nutzen. Doch auch hier gilt: Ein Fakten-Check bleibt nicht aus. Die HSE-Fachkraft muss das Regelwerk vorab gelesen haben und die Inhalte kennen. Mit zunehmenden Entwicklungsfortschritt der KI, insbesondere in Kombination mit anderen Anwendungen, kann man aber davon ausgehen, dass die Ergebnisse in Zukunft immer verlässlicher werden.

Unterstützung bei Audits

Eine der zentralen Aufgaben von Arbeitsschutz-Verantwortlichen ist die Vorbereitung auf Audits. Diese Arbeit gestalten Chatbots ebenfalls effizienter. So können sie zum Beispiel dabei helfen, entsprechende Vorschriften und relevante Gesetze heraussuchen, passende Schulungen zum Thema Arbeitssicherheit vorzubereiten oder die Ergebnisse vergangener Audits zu bewerten.

Geben Sie im Eingabefeld von Chat-GPT folgenden Text ein: Erstelle eine Checkliste mit allen erforderlichen Schritten für ein internes Audit zum Thema Brandschutz. Die KI liefert auf Anhieb die zehn wichtigsten Punkte, auf die es zu achten gilt.

Mit KI-generierten Checklisten wie diesen, können Sie prüfen, ob alle erforderlichen Schritte bedacht und alle benötigten Dokumente vorbereitet wurden. Oder kurz gesagt: Der Chatbot ist dabei behilflich, die gesetzlichen Anforderungen im Arbeitsschutz zu erfüllen – und Fallstricke zu vermeiden.

Weitere Anwendungsbereiche von Chatbots im Arbeitsschutz

  • Recherche von Best Practices für konkrete Sicherheitsthemen
  • Informationen über neuste oder geänderte gesetzliche Bestimmungen
  • Erstellung von Sicherheitsplänen
  • Änderung von Verfahrensanweisungen
  • Automatisierte Beantwortung von Sicherheitsfragen via E-Mail oder Chat
  • Auswertung von Daten aus der Ereignisdatenbank
  • Automatische Benachrichtigung in kritischen Sicherheitsbedingungen
  • Erstellung von Schulungsmaterialien im Arbeitsschutz
  • Ideenrecherche für praktische Übungen zu bestimmten Sicherheitsthemen
  • Bildanalyse und Transfer von Bild zu Text

KI im Risikomanagement

Die Einsatzbereiche von Künstlicher Intelligenz im Risikomanagement sind sehr vielfältig. KI-Anwendungen können kritische Infrastrukturen überwachen, automatisierte Anlageninspektionen durchführen oder in die Ereignis-Datenbank eingebunden werden. Gerade Letzteres bietet Fach- und Führungskräften messbare Vorteile beim Risikomanagement.

Identifikation und Reduktion von Unfallrisiken

Eingebunden in die Ereignisdatenbank hilft Ihnen die KI bei der Analyse aller eingetragenen Unfälle, Beinaheunfälle und unsicherer Situationen. Durch die Unterstützung der Künstlichen Intelligenz können Sie potenzielle Gefahren lückenlos und schnell identifizieren – und das Unfallrisiko effektiver senken.

Optimierte Auswertung und Prävention

KI im Risikomanagement kennt keine Müdigkeitserscheinungen. Sie ist in der Lage, gigantische Datenmengen in kürzester Zeit auszuwerten. Fehlerfrei. Dabei erkennen KI-Anwendungen Muster, Korrelationen und Trends und bereiten die Daten strukturiert und übersichtlich für seine menschlichen Kollegen auf. Und das ist noch nicht alles: Auf Basis der Analyse kann die Künstliche Intelligenz auch Vorhersagen treffen. Zudem liefert sie Anregungen für gezielte Schritte und Präventionsmaßnahmen, die sich aus den Daten ableiten lassen.

Automatisierung repetitiver Aufgaben

Abgesehen von ihrer Geschwindigkeit bei der Datenauswertung sind KI-basierte Systeme auch fähig, repetitive Aufgaben automatisiert zu übernehmen und damit die Verantwortlichen zu entlasten. So gewinnen sie Zeit und können sich auf wichtige Aufgaben konzentrieren. Zu den repetitiven Arbeiten, die die KI im Risikomanagement für Sie erledigen kann, gehören z. B.:

  • die kontinuierliche Durchführung von Analysen
  • die regelmäßige Überwachung von Daten
  • die zyklische Erstellung von Reports
  • das Beantworten von Fragen zur Nutzung der Ereignisdatenbank

Tipp

KI arbeitet mit den Daten, die Sie liefern. Stellen Sie zunächst sicher, dass Ihr Incident Managment, also die Meldung von Unfällen, Beinahe-Unfällen sowie Ihr Set an Kennzahlen, Hand und Fuß haben. Eine wichtige Voraussetzungen dafür, dass Mitarbeitende gewillt sind, Meldungen abzugeben sind 1. eine ausgeprägte Fehler- und Feedbackkultur und 2. einfache digitale Lösungen, die das Melden schnell und nutzerfreundlich unterstützen. Die Veltec GmbH  & CoKG, einer der führenden europäischen Spezialisten für technische Services in der Prozess- und Kraftwerksindustrie, konnte durch Einführung einer HSE-Software ihre Near-Miss-Meldungen um 70 Prozent steigern. Lesen Sie selbst: https://www.quentic.de/success-stories/veltec/.

Prädiktive Instandhaltung

Prädiktive Instandhaltung oder „Predictive Maintenance“ bezeichnet die vorausschauende Wartung oder Reparatur einer Maschine, bevor diese ungeplant ausfällt. Künstliche Intelligenz eröffnet dabei eine Fülle neuer Möglichkeiten für den Arbeitsschutz z. B. in Kraftwerken oder bei Maschinen und Anlagen, bei denen Giftstoffe, hohe elektrische Spannungen und explosionsfähige Atmosphären eine Rolle spielen. Die Künstliche Intelligenz in der prädiktiven Instandhaltung macht periodische Wartungen an solchen Objekten unnötig und spart dadurch nicht nur Kosten, sondern sorgt auch dafür, dass sich die Mitarbeitenden seltener den Risiken von gefährlichen Arbeiten aussetzen müssen:

Datenerfassung

KI-Sensoren an der Maschine erfassen diverse Messdaten, die den Zustand der Maschine widerspiegeln. Das können Temperaturen, Drucke, Schwingungen, Geräuschentwicklungen oder Durchflüsse sein. Die Künstliche Intelligenz wird zudem mit Daten aus der Vergangenheit gefüttert, die im Rahmen von Störungen oder Schäden resultierten.

Datenanalyse

Die Künstliche Intelligenz wertet die vorhandenen Daten in Echtzeit aus. Sie erkennt Zusammenhänge und findet relevante Muster, die für die prädiktive Instandhaltung unverzichtbar sind.

Maschinelles Lernen und Prognose

Auf Basis der ausgewerteten Daten „lernt“ die KI-Anwendung Vorhersagen zu treffen und vor drohenden Störungen und Ausfällen zu warnen.

Prävention

Noch bevor etwas passiert, kann der Mensch gezielt eingreifen. Künstliche Intelligenz in der prädiktiven Instandhaltung minimiert aber nicht nur Maschinenausfallzeiten, sondern trägt auch zur Verbesserung der Sicherheit bei. Denn: Schäden, die zu gefährlichen Fehlfunktionen oder anderen Risiken führen können, werden von der KI weit im Voraus erkannt.

Video-Monitoring

Kamera-Systeme lassen sich heutzutage kostengünstig in nahezu alle Prozesse integrieren – auch im Arbeitsschutz. Künstliche Intelligenz eignet sich dabei ideal als smarte Erweiterung der Videoüberwachung. So können KI-Anwendungen zum Beispiel Reaktoren, Pumpen, Gas-Leitungen oder Hochspannungs-Motoren im Blick behalten. 

Diese Beispiele bilden aber nur die Spitze des Eisbergs, denn gerade in der Industrie geht der Trend in Richtung autonome Robotik und Transportsysteme. Der Einsatz von KI empfiehlt sich dabei, um diese Systeme in Echtzeit zu identifizieren und zu verfolgen: Halten die autonomen Helfer ihre geplanten Routen ein? Kommt es zu ungewöhnlichen Bewegungen und Abläufen? Sind die transportierten Materialien sicher verstaut? Die Künstliche Intelligenz bewertet die Situation und schlägt Alarm, sobald es zu Abweichungen kommt – also noch lange bevor es zu einem Unfall kommen kann.

KI für die Vorbereitung von Schulungen und Unterweisungen

Künstliche Intelligenz im Arbeitsschutz kann Verantwortliche auch bei der Vorbereitung von Schulungen und Unterweisungen entlasten. Und so geht’s: Der Mensch füttert die KI mit ausgewählten Daten – zum Beispiel mit Best Practices aus seinem Unternehmen, mit standardisierten Verfahren oder mit Richtlinien, Gefährdungsbeurteilungen und branchenspezifischen gesetzlichen Vorgaben.

Auf Basis dieser Inhalte sind heutige KI-Anwendungen imstande, Schulungen oder Unterweisungen zu planen und den Verantwortlichen bei deren Erstellung zu unterstützen. Die Künstliche Intelligenz im Arbeitsschutz ist aber auch nach den durchgeführten Schulungen eine große Hilfe: Sie kann die Leistungen der Teilnehmenden analysieren, Feedback geben und die Schulungen je nach Ergebnis gezielt anpassen.

Fazit

Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug im Arbeitsschutz, das in den Bereichen Auswertung und Erstellung von Daten und Texten, Risikomanagement, Prädiktive Instandhaltung, Video-Monitoring und Unterweisungen eine große Hebelwirkung haben kann. Aber: KI kann zwar Muster und Korrelationen erkennen – doch ein echtes Verständnis für Sicherheit hat sie nicht. Die Expertise und Erfahrung des Menschen ist somit unerlässlich.

In Zukunft wird die große Menge an Inhalten, die durch Chatbots generiert worden sind, wieder in das World Wide Web eingespeist. Die Folge: Die KI wird zunehmend Daten als Grundlage nutzen, die sie selbst erstellt hat. Neue Impulse, originelles Wissen und kreative Ansätze werden also weiterhin vom Menschen kommen müssen.

Ähnlich wie moderne Arbeitsschutz-Software gestaltet KI den Arbeitsschutz um einiges effizienter, die menschliche Komponente aber kann es nicht ersetzen. Ihr eigentlicher Mehrwert liegt darin, Zeit und Aufwand für alle Beteiligten zu sparen. Damit hält KI Arbeitsschutzverantwortlichen den Rücken frei, sodass sie ihre Zeit nicht in administrative oder repetitive Aufgaben – sondern z. B. in Safety Leadership – investieren können.

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